Seit ich denken kann, hat mir das "Basteln" oder das, wie man heute so schön sagt, "Selbermachen" Spaß gemacht.
Bereits im Kindergarten fängt das an. Gewöhnlich startet man mit dem Material Papier, später werden die Materialien vielfältiger. Auf die Fächer "Handarbeit" oder "Werken" (wie heißt das eigentlich heute? :-) ) habe ich mich immer ganz besonders gefreut. Ich konnte meiner Kreativität freien Lauf lassen und wollte schon immer zeigen, wie gut ich das doch kann. Aber nicht nur in der Schule oder im Kindergarten habe ich mich kreativ ausgetobt. Auch zu Hause ging ich dieser Beschäftigung nach. Irgendwann begann ich damit, die Geschenke für Mama und Papa, Oma und Opa, usw. SELBST zu machen. Da erinnere ich mich heute noch an Kugeln aus Styropor zu Weihnachten, beklebt mit Perlen und Pailletten, oder an einen kleinen Plüschhasen für Papa's Geburtstag, den ich sorgfältig mit der Hand genäht habe. Aber auch gehäkelt und gestrickt habe ich. Eigentlich habe ich ziemlich viel ausprobiert. Das mit der Nähmaschine war ja noch kein Thema, solange ich noch nicht in einem vernünftigen Alter war :-)
Meine Oma war eine Schneiderin. Irgendwann hat mir meine Mama die Sachen gezeigt, die Oma für Sie genäht hat. Das fand ich so toll und ich war so begeistert, weil es einfach etwas Besonderes war. Meine Oma hat auch für mich genäht. Dabei handelte es sich um die Faschingskostüme, die ich für die Auftritte des Kinderballetts im Fasching brauchte. Das hat mich schon damals beeindruckt, wie aus einem Stück Stoff doch etwas so Schönes werden kann.
Das Nähen hat mich schon immer interessiert und irgendwann war ich in dem Alter, als es darum ging sich zu überlegen, was man beruflich machen möchte. Das Schülerpraktikum stand an. Ich höre noch heute, wie meine Eltern meinten, ich solle doch etwas "im Büro" machen. Das wäre genau das Richtige.
Das hat mich allerdings wenig interessiert - ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass ich einmal einen Stapel Papier nach dem anderen abarbeiten würde. Ich wollte schon etwas machen, das mir gefällt und worin ich Spaß habe.
Es folgten also diverse Praktikas - auch im Büro ;-) Das hätte ich mir aber sparen können, denn es gab genau ein Praktikum, welches mir wirklich Spaß gemacht hat. Das war eine Woche in einem kleinen Schneideratelier. Ich durfte sogar ein eigenes Kleidungsstück nähen. Ich war so stolz auf mich - doch eine Woche war etwas kurz. Also hab ich den Rest mit meiner Oma fertig genäht. Ich weiß noch ganz genau, welche Freude ich dabei hatte und mit welchem Stolz ich dieses Teil präsentiert habe. Dieses Gefühl "das habe ich selbst gemacht" ist für mich das Besondere.
Nach meinem Realschulabschluss entschied ich mich für die Ausbildung zur Modenäherin - etwas anderes kam gar nicht in Frage...und so kam ich also meinem Wunsch bald selbst und ohne große Hilfe nähen zu können, näher.
Meine Oma hat mir eindeutig "die Liebe zum Nähen" vererbt und dafür bin ich sehr dankbar. Viele Leute fragten mich immer wieder "Woher hast du das bloß?" und immer wieder antworte ich mit Freude "Das hab ich von der Oma!" :-)
Sie kann das, was ich heute tue, leider nicht mehr miterleben, aber ich weiß ganz genau, wie stolz sie auf mich ist und sie mir immer über die Schulter schaut, bei allem was ich tue. Das AtelierS widme ich ein klein wenig meiner lieben Oma und ich bin dankbar für das Talent, welches mir mit dem Nähen und der Kreativität in die Wiege gelegt wurde.
Heute nähe ich die Sachen mit viel Liebe und Leidenschaft und freue mich immer wieder auf den Moment, anderen die Produkte zu präsentieren und sie mit etwas "Besonderem" zu begeistern. Denn schließlich ist jedes Teil zu 100% handgefertigt und mit viel Liebe und Sorgfalt erstellt worden. So etwas zu verschenken oder für sich selbst zu haben ist "anders" und gleicht eben nicht dem "Üblichen".
Kommentar schreiben
Walburga (Samstag, 04 April 2020 16:53)
Liebe Sandra,
Ihre Anleitung für den Mundschutz mit herausnehmbarem Blechstreifen ist intelligent konstruiert und vermutlich dadurch einfach zu nähen. Ich habe jetzt wirklich ihre homepage gesucht weil ich vermutet habe, dass Sie Schneiderin sein müssen. Ich selbst habe zwar einen kaufmännischen Beruf, kann aber für Eine ohne Ausbildung überdurchschnittlich gut handwerkliche buchbinderische Arbeiten machen. Die Buchbinderei hat viel mit Architektur zu tun, ihr "Rezept" für den Mundschutz auch.
Dankeschön! Walburga